Business-Knigge für Indien: Erfolgreiche Interaktionen im Geschäftsleben

Neben seiner reichen Kultur und atemberaubenden Landschaft ist Indien auch für seine einzigartigen Geschäftsgepflogenheiten und -etikette bekannt. Wer in Indien geschäftlich tätig werden möchte, sollte sich bewusst sein, dass soziale Normen und Umgangsformen einen großen Einfluss auf den Erfolg von Geschäftsbeziehungen haben können. Daher ist es unerlässlich, den Business-Knigge für Indien zu verstehen und angemessen zu berücksichtigen.

Erstkontakt

Da indische Geschäftsleute sehr beziehungsorientiert sind, ist es unerlässlich, dass Sie sich persönlich kennenlernen.

Sofern Sie sich für eine erste Kontaktaufnahme über eine Kammer oder Agentur entschieden haben, sollten alle Sondierungsgespräche ausschließlich von diesen Institutionen geführt werden. Sobald eine Übereinstimmung festgestellt wurde, sollten Ihre Entscheidungsträger unbedingt nach Indien reisen, um die Gespräche persönlich aufzunehmen.

In der Regel sind persönlichere Kommunikationsmittel anonymeren wie E-Mails oder Briefen vorzuziehen. Ein Telefonat vermittelt einen stärkeren persönlichen Eindruck, da es sowohl die Stimme als auch die Stimmung der Geschäftspartner wiedergibt. Es empfiehlt sich jedoch, das im Telefonat Gesagte anschließend schriftlich zu bestätigen und zusammenzufassen.

Es ist von großer Wichtigkeit, Hierarchien zu respektieren und Small Talk zu pflegen.

In Indien spielt der Respekt vor Hierarchien eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, sich immer an den Vorgesetzten zu wenden und ihn mit dem nötigen Respekt zu behandeln. Darüber hinaus ist Smalltalk ein wesentlicher Bestandteil der indischen Geschäftskultur. Es gehört sich, nach der Familie und dem Wohlergehen des Gesprächspartners zu fragen.

Körpersprache

Eine auf Hierarchien und Status basierende Geschäftsmentalität manifestiert sich in der Körpersprache durch klare Signale der Über- oder Unterlegenheit – beispielsweise in der Art und Weise, wie Manager mit Mitarbeitern umgehen. So legen indische Angestellte im Gespräch mit einem Vorgesetzten automatisch die Hände auf den Rücken und halten die Vorderseite ihres Körpers ungeschützt. Auch die während eines Gesprächs empfundenen Emotionen werden deutlich gezeigt.
In einigen Regionen Indiens (z. B. Maharashtra) ist es typisch, den Kopf leicht zur Seite zu wackeln und damit Zustimmung zu signalisieren. Aus westlicher Sicht ähnelt diese Bewegung jedoch eher einem Kopfschütteln, weshalb ihr Symbolgehalt oft missverstanden wird.

Einladungen

Die indische Gastfreundschaft ist sprichwörtlich. Private Einladungen sind ein wichtiger Bestandteil guter Geschäftsbeziehungen. Eine Ablehnung ist daher nicht angebracht. Bei Festen und Empfängen bildet das Essen (meist ein Buffet) oft den Abschluss des Abends. Es ist daher ratsam, nicht hungrig zu erscheinen. Nach dem Dessert ist es Zeit zu gehen.

Flapsige Kommunikation

Seien Sie sich bewusst, dass flapsige Kommunikation, Witze und dergleichen als unangebracht empfunden werden könnten. Seien Sie daher besonders vorsichtig. Eine humorvolle Bemerkung über die Kurzrasur eines indischen Kollegen kann beispielsweise als äußerst respektlos und beleidigend wahrgenommen werden, da die Kurzrasur in einigen Kulturkreisen mit Trauer und Verlust in Verbindung gebracht wird. Als Europäer sollten wir uns mit Witzen oder dergleichen in anderen Kulturen generell zurückhalten, denn wir können nie sicher sein, wie das beim Empfänger ankommt.

Nach der Begrüßung erfolgt die Kommunikation

Die Begrüßung mit einem Handschlag ist in Indien üblich. Dabei ist zu beachten, dass der Händedruck nicht zu fest ausfällt. Zudem ist zu berücksichtigen, dass ein indisches "Ja" nicht unbedingt eine Zustimmung bedeutet. Es kann auch ein höfliches "Ich weiß nicht" oder sogar ein verstecktes "Nein" sein. Eine zögerliche Antwort sollte daher nicht als Bestätigung verstanden werden.

Der Umgang mit Kritik sowie der Austausch von Visitenkarten sind wesentliche Bestandteile der Kommunikation.

Es ist empfehlenswert, Kritik nicht direkt zu äußern, da dies als unhöflich und respektlos wahrgenommen werden kann. Besser ist es, alternative Wege oder Lösungen vorsichtig anzusprechen. Auch der Austausch von Visitenkarten sollte mit der gebotenen Etikette erfolgen. Dabei werden Visitenkarten immer mit der rechten Hand übergeben und auch nur mit der rechten Hand entgegengenommen, da die linke Hand als unrein gilt.

Fazit

Es ist von entscheidender Bedeutung, die kulturellen Bräuche und Umgangsformen Indiens zu verstehen und zu respektieren, um erfolgreiche Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu pflegen. Indem man sich an die indischen Business-Etiketten hält, zeigt man Respekt und Wertschätzung für die indische Geschäftswelt und erhöht die Chancen auf erfolgreiche und langfristige Partnerschaften.

Über den Autor

Jörg Strothmann Als CTO mit über 30 Jahren Berufserfahrung in der Hard- und Softwareentwicklung an verteilten Standorten (Europa und Indien) habe ich viele Erfahrungen gesammelt. Diese möchte ich gerne weitergeben.

Jörg Strothmann